atomismus

Die Akteure und Konstituenten des Marktes sind Menschen, die Raum und Zeit in Form der Grundbedürfnisse des Überlebens unterworfen sind. Sie sind keine ”ökonomischen Atome” und der Markt kein ”ökonomisches Gas”, in dem diese Atome miteinander wechselwirken oder nicht. Im Gegensatz zu physikalischen Atomen und Teilchen, deren Existenz durch das Fehlen von Wechselwirkungen nicht beeinträchtigt wird, müssen Menschen auf dem Markt agieren, um ihre Grundbedürfnisse zu realisieren. Läßt der Markt die Befriedigung dieser Bedürfnisse zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht zu, ist es nicht damit getan, zu warten, bis die Preise für Wohnungen und Grundgüter bezahlbar werden, solange die Konjunktur keine Verbesserung aus eigener Kraft zuläßt. In der Zwischenzeit kann der Mensch, das ”ökonomische Atom”, zugrunde gehen durch Krankheit, Hunger oder Kälte. Seine Existenz ist im Gegensatz zu ökonomischen Theorien, die dem physikalischen Formalismus huldigen, zeitgebunden.

Das ficht die Marktfanatiker nicht an: Wem etwa die Wohnung zu teuer ist, soll eben ausziehen und damit einen Beitrag zur Senkung der Mietpreise leisten - dann wird der Markt es schon richten. Was macht der Mensch in den zwei, drei Jahren, bis ein überhitzter Immobilienmarkt wieder abkühlt? Wartet unser ”ökonomisches Atom” irgendwo unter Brücken und U-Bahnschächten, bis es soweit ist? Ist es ein Zufall, daß die Obdachlosigkeit im zurückliegenden Yuppie-Jahrzehnt in der BRD und anderswo im Westen dramatisch zugenommen hat?

Nationalökonomie kann niemals ”soziale Physik” sein! Komplette Deregulierung und völlig freie Märkte sind nichts als mörderischer Szientismus, Ausgeburten eines Technokratenwahns.