der islam ist unschuldig.

Es gibt auch keinen Kampf der Kulturen.

Nur einen Kampf gieriger, korrupter, machtbesessener Eliten, den ihre Schergen austragen. Diese Eliten sitzen in Riad und Kairo ebenso wie in LA, New York, Tokio, Peking, Berlin...

Nicht "ja", nicht "ja, aber", sondern "nein" zu diesem Krieg. Zu jedem Krieg. Der Krieg dient nur den Eliten. Nichts und niemandem sonst, schon gar nicht unserer Sicherheit.

Wir verweigern uns.

Und wenn der Krieg zu uns kommt und uns trifft? Dann verweigern wir uns trotzdem. Und lächeln.

Es geht nicht anders. Natürlich ist das unglaublich. Was ist, wenn sich die Nazis wiederholen? Irgendetwas Vergleichbares? Sollen wir dann auch nichts tun?

Wir können uns verteidigen, sicher. Aber nicht mit einem Krieg.

Durch Krieg werden wir das Zeitalter des Krieges nicht beenden.

Eine Welt ohne Krieg ist eine der gewaltigsten Utopien überhaupt. Eine, die jeder Mensch auf der Welt versteht. Und fast alle im Grunde ihres Herzens herbeisehnen.

Glauben wir niemandem, der sagt, Krieg sei unvermeidlich. Er wurde noch nie vom Volk begonnen, sondern von einem durch Eliten aufgehetzten Mob.

Der Islam ist an den Ereignissen des 11. September 2001 und seinen Folgen nicht schuld. Schuld ist eine weitere Spielart des Faschismus, die sich Taliban nennt und einem Teil der arabischen und zentralasiatischen Welt den Kopf verdreht hat. Wie der Faschismus des frühen 20. Jahrhunderts baut er auf Verlierern und Ängstlichen auf. Und auf Leuten, die an einen fairen Wettbewerb nicht länger glauben.

Der ökonomische Wettbewerb der Staaten im Weltwirtschaftssystem ist nicht fair. Das ist die große Lüge des Globalisierungsprozesses. Und während die meisten Kritiker mit Demonstrationen und Pamphleten auf die Lüge verweisen, greifen einige zu Terror, weil sie keine demokratische Auseinandersetzung kennengelernt haben.

Sie sind Faschisten geworden. Wie die Taliban, die Al Qaida, die ETA...

Die Globalisierung findet statt. Daran ist nichts zu ändern. Doch sie hat dieselbe Dialektik wie die Aufklärung. Auf der einen Seite das langsame Kennenlernen der Kulturen, eine Begeisterung für neue, fremde Ideen, die unglaubliche Kreativität hervorbringt.

Auf der anderen Seite jene Gewalt, die ,in gesichtslosen ökonomischen Strukturen jeder Verantwortlichkeit entzogen, sich ereignet und weitere Gewalt gebiert.

Die Taliban sind nicht das "Böse", das über die Welt hereinbricht. Sie sind Ausdruck der Dialektik der Globalisierung.

Indem unsere Eliten auf deren Gewalt mit Desinformation, Abschottung und Beschneidung der Bürgerrechte antworten, zerstören sie die Chance der Globalisierung: die Befriedung des Globus als notwendige Folgeepoche der Aufklärung.

Unsere Aufgabe ist es, dieser Befriedung zum Durchbruch zu verhelfen. Durch eine endgültige Verweigerung von Krieg, Terror, Gewalt - und Rache.

Milos Boniek, Oktober 2001

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