archiv mailingliste km 21.0

Juli - September 2000
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Von: km21@c-base.org (14.09.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] RE>die ratlose republik

hallo meine lieben,

nach 4 wochen bin ich wieder aus der versenkung aufgetaucht.

oliver schrieb:
>>>Der Kontakt der Teilnehmer auf
dieser Liste mit jenen Menschen ist, so vermute ich sagen zu dürfen, stark
limitiert - wenn nicht gar nicht existent...
Anbei eine weitere Internetseite der Ratlosigkeit<<<

diese "seite der ratlosigkeit" läuft unter www.netzgegenrechts.de, und ich habe die
letzten vier wochen damit verbracht, sie mit drei kollegen aufzubauen. wir haben
inzwischen 300 000 zugriffe gehabt und eine bizarre koalition des medienspektrums
zusammengebracht: taz, bild, welt, freitag... das hat einige zu bissigen
kommentaren (wie "selten so tolle bannerwerbung für zeitungen gesehen") veranlasst.
nun, weil ich dabei war, kann ich sagen: diese seite ist eine echte
graswurzel-arbeit im etablierten medienbetrieb. kein chefredakteur,
marketing-mensch oder sonstwer hat da seine finger drin gehabt.

die reaktionen der user/leser, von denen es unmengen gibt (einige davon im forum
www.netzgegenrechts.de/forum.html nachzulesen), zeigen, dass doch ein
informationsloch zum thema da war. zwar gibt es das dokumentationszentrum rassismus
der uni-marburg mit einer viel umfangreicheren recherche-möglichkeit zum thema in
seinem zeitungsartikel-archiv. aber dieses ist kaum bekannt und lässt den leser bei
seiner archivsuche alleine.

das zeigt mir, dass es sich bei netzgegenrechts.de mitnichten um eine seite der
ratlosigkeit handelt. oliver hat zwar recht, wenn er sagt, dass wir nicht in der
problematik drin stecken und kluge ratschläge nicht helfen. andererseits kann das
nicht bedeuten, dass nur eine einzige strategie zöhlt (streetwork vor ort), und der
rest ist hilflosigkeit und also nichts wert, so dass man mit bestem gewissen gar
nichts tut.

um es klar zu stellen: die wahren helden (ja helden) sind die streetworker und
antifa-leute, die am brennpunkt sind und die scheisse am eigenen leib zu spüren
bekommen. wir bei netzgegenrechts.de sind dagegen ein paar sesselfurzende
informationsvermittler - aber immerhin keine wegseher. was zöhlt, ist ein paar
menschen zu erreichen mit den mitteln, die wir haben.
habe gestern abend mit lars diskutiert und er vertritt dieselbe meinung wie oliver.
ich meine, sie geben sich zu schnell zufrieden mit ihrem nicht-betroffensein. diese
abgeklörtheit ("seite der ratlosigkeit") begeistert mich nicht gerade.

fakt bleibt, dass das rechtsextremismus-problem da ist und bleibt. und es gibt einen
harten kern von rechten, für die es um einen kulturkampf geht. das müssen
pluralistische, demokratische gesellschaften leider akzeptieren: dass es leute
gibt, die diese gesellschaft beseitigen wollen, nicht weil sie deren prinzipien
nicht verstanden haben, sondern weil sie andere werte haben.

auf all die wankelmütigen und mitläufer kann man einwirken. auch mit zeichen, gesten
und symbolen. nicht nur mit taten.


euer immer noch recht ratloser
niels


PS: noch etwas zu netzgegenrechts.de für alle, die sie noch nicht angeschaut haben:
es gibt einen newsticker von dpa, der (fast immer) nur meldungen zum
rechtsextremismus bringt sowie eine art artikelkatalog, der nach 14 fragen sortiert
ist (wir dachten, das im internet bewöhrte FAQ-prinzip ist die beste methode).
interessant ist übrigens, dass die fünfte frage (was kann ich bei rechten
übergriffen tun) am häufigsten angeklickt wird.

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Von: Peltzer, Oliver (17.08.2000)
An: km21.0-liste
RE>die ratlose republik

Niels und die anderen,
ich habe alle Beiträge mit Interesse gelesen.
Unser aller Ratlosigkeit resultiert wohl daraus, dass wir uns in die
Gedankenwelt eines Töters nicht hineinversetzen können (sei es der agressive
schlägers, der mit seinen knapp bemessenen finanziellen Mitteln einen
Baseballschläger kauft und seine Haare scheren lässt, um dann - zumeist
stark alkoholisiert - Jagd auf andere Menschen zu machen, sei es der gute
Bürger, der diese Tat geistig unterstützt). Der Kontakt der Teilnehmer auf
dieser Liste mit jenen Menschen ist, so vermute ich sagen zu dürfen, stark
limitiert - wenn nicht gar nicht existent.
Kluge Ratschläge helfen dann auch nicht, Aktionen des Boxers Axel Schulz in
Frankfurt/O (Boxen gegen Gewalt o.ö.) wohl eher.
Anbei eine weitere Internetseite der Ratlosigkeit. Niemand darf sagen, dass
nicht diskutiert wurde.
Grüsse Oliver



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Von: km21@c-base.org (09.08.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] im netz- km21-debatte "die ratlose republik“

da der listserver der c-base nur einen teil der debattenbeiträge über die liste
rausgeschickt hat, habe ich sie (wie es sich ja auch gehört) gleich ins netz
gestellt:

http://www.km21.org/rechtsradikalismus.htm

12 beiträge gibt es bereits, allerdings noch wenig vorschläge, was man selbst tun
kann. die republik und ihre klugen köpfe bleiben bis auf weiteres ratlos.

ciao, niels
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Von: km21@c-base.org (08.08.2000)
An: KM 21.
[km 21.0:] deutschland

Liebe Leute,

ich denke, Franz trifft den altbekannten Nagel auf den Kopf, was die
Verknüpfung von sonnendurchlöcherter Rechstextremismus-Debatte und dem
Abbau der Grundrechte angeht. €hnliches hat sich ja schon 1997 rund ums
Amsterdam Treaty abgezeichnet, als dann auch internationale Fussballspiele
als derartiges Gefahrenpotential gehuypt wurden, dass sie als Spielwiese für
die Schlapphüte herhalten mussten. Eine Reihe von Artikeln aus dem Zeitraum
92-99 finden sich unter www.fecl.org. Trotzdem glaube ich, dass es in Sachen
Rechtsextremismus deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
gibt; nur sicher verhindert eine auf diesem Aspekt festgefahrene Debatte das
Handeln in bezug auf Dinge, wie sie Franz erwöhnt hat.

Mir fehlt leider die Zeit für Ausführliches, da ich auf dem Sprung nach
Budapest zu den Leuten von SEOBE 99 bin, den serbischen Deserteuren in
Ungarn. In diesem Zusammenhang möchte ich schon mal durchgeben, dass der
Deserteursverein bald legalisiert werden soll (wurde durch die Verhaftung
eines wichtigen Reprösentanten in Belgrad verzögert), wenn's aber soweit
ist, wollen wir eine breite Pressekonferenz in Budapest organisieren. Bis
jetzt drücken sich EU und NATO noch um die Anerkennung der Deserteure als
Flüchtlinge, die deutsche Gastrechtbemühungen (siehe Münster, Rostock)
laufen viel zu schleppend - auch dieses Thema ist nur eines unter vielen,
wie offensiv Deutschland und die andern ach so humanitör gesinnten Staaten
der braunen Suppe entgegentreten können, so sie wollen.
Wenn die Sommerpause vorbei ist, wird das Thema mehr gedrückt werden - es
stehen Anträge auf der EU- und Europaratsebene "bereit"; die mediale Seite
hat sich jedoch auch zu interssieren, ansonsten geschieht kaum etwas.

Ciao, Jochen

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Von: km21@c-base.org (08.08.2000)
An: km21@c-base.org
[km 21.0:] gesicht zeigen und dann die andere wange

Hallo liebe Leute,

bevor die Diskussion wieder einschläft, versuche ich es nun nochmal ein wenig
reflektierter, denn ich fände es schon gut, wenn wir annäherungsweise zu etwas
ähnlichem wie einem Ergebnis oder zumindest zu einer Perspektive kämen.

Was ich eigentlich mit dem ganzen Wust von meiner letzten Meldung sagen wollte,
ist folgendes:

- die rechten Schläger stellen für mich persönlich eine unmittelbare Bedrohung
für "Leib und Leben" dar
- dennoch empfinde ich die Gefahr, die vom allgemeinen politischen Klima
ausgeht, als viel größer. Damit meine ich die Intoleranz gegenüber Andersartigen
mit gleichzeitiger Toleranz gegenüber rechtem Gedankengut und entsprechendem
Verhalten genauso wie die schleichende Xenophobie, die sich im "subkutanen"
Bereich abspielt und sich nicht nur gegen Ausländer, Homosexuelle, Linke etc.
richtet, sondern gegen alles, das nicht verstanden wird. Unter diese Kategorie
fällt nämlich auch so etwas wie die Informationstechnologien, die derzeit in
einem Aufwasch gleich mit angeprangert wird.
- Das sind aber nur einige Facetten dieser Gefahr; was Euch allen nicht
entgangen sein dürfte, ist die Art und Weise, wie diese unsägliche
Sommerlochsituation dazu mißbraucht wird, um Versammlungsfreiheit,
Parteienstatus und viele andere demokratische Grundprinzipien auszuhöhlen. Die
Union hat bereits einen Entwurf zur Verschärfung des Demonstrationsrechts
vorgelegt und auch die SPD fordert Schnellverfahren gegen Rechte. Und schon
werden Rufe nach Videoüberwachung laut und ich kann es kaum erwarten, daß der
Begriff TKÜV endlich fällt. Schließlich ist ja das Internet der Haupttummerplatz
der braunen Gesellen, nicht wahr. Von daher dürfte es niemanden überraschen, daß
Leute wie Beckstein sich an vorderster Front als Retter unserer Gesellschaft
(nicht unserer Demokratie) profilieren. Was machen wir bloß, wenn es doch noch
mal in unserem Leben eine Sache geben sollte, für die wir (!) bereit sein
könnten, Gesetze zu brechen?
- Zum Thema Sommerloch: ich bin hin und her gerissen, denn einerseits kotzt es
mich an, daß dieses Thema genauso wie Unfälle bei der Bahn oder Concorde, oder
"Kampfhunde" hochkocht, und spätestens in zwei bis drei Wochen schon wieder
versandet ist (trotz aller Bekenntnisse, im Oktober darüber nochmal im Bundestag
zu debattieren). Andererseits bin ich ja ganz froh, daß das Thema überhaupt mal
präsent ist. Und daß die Art der Auseinandersetzung nicht angemessen ist,
brauche ich nicht zu erwähnen. Ähnlich zwiespältig bin ich übrigens auch bei der
Erwähnung des Wirtschaftsstandortes Deutschland als einzigem Argument für
politische Handlungsbereitschaft auf "höheren" Ebenen. Es erscheint nunmal als
das einzige Argument, daß anscheinend dazu geeignet ist, überhaupt eine Wirkung
zu zeigen: Also "hit where it hurts!" Aber irgendwie komme ich mir als Ausländer
(irgendwie bin ich ja dann doch einer) verarscht vor.
- Ossi-Wessi-Kategorien sind in diesem Zusammenhang übrigens irrelevant (auch
wenn ich meine eigenen Vorurteile und Erfahrungen damit habe)
- Mich ärgert es einfach, wenn die dpa titelt: "Übergriffe Rechtsextremer reißen
nicht ab". Die reißen seit mindestens zehn Jahren nicht ab. Nur jetzt ist es
eine Meldung wert und dann tut man halt so als wäre irgendetwas akut. Immerhin
führen sie sich dann selbst ad absurdum, denn 12 Stunden später kommt die
Meldung: "760 rechtsextreme Straftaten im ersten Halbjahr". Da sieht man dann,
daß da wirklich nichts abgerissen ist. Immerhin heißt das sozusagen, daß es pro
Tag mehr als vier Übergriffe gibt. Kein Wunder, daß es dann bisher nur 31
Haftbefehle im gleichen Zeitraum gab. Häh!?!
- Ich weiß, bisher habe ich noch nichts gesagt, was Ihr nicht schon selbst
gewußt hättet oder was im Ansatz konstruktiv ist. Nun ein Versuch: derzeit
laufen im Hintergrund die Rentengespräche, wahrscheinlich noch bis Oktober. Da
nun sehr viele Journalisten an dieser Liste teilnehmen, so etwas wie ein Appell:
die Rentendiskussion in direkten Zusammenhang mit der Rechtsextremismusdebatte
setzen. Nicht nur weil die hier lebenden Ausländer kräftig in die Renten- und
sonstigen Kassen einzahlen. Die Diskussion muß ans Eingemachte gehen, an das
Primat des Blutes hier in Deutschland, das noch in direkter Linie zum dritten
Reich steht. Es kann nicht sein, daß hier geborene Ausländer nicht automatisch
die Staatsangehörigkeit erhalten, es kann nicht sein, daß es keine doppelte
Staatsbürgerschaft gibt, es kann nicht sein, daß trotz aller neuen Erkenntnisse
in der Biologie zum Thema Rasse ein Rasseverständnis hier vorherrscht, daß Juden
von Deutschen trennt und der Überfremdung das Wort redet. Wir sollten fordern,
daß Deutschland endlich erkennt, daß es zum Einwandererland werden muß, damit es
eine Zukunft hat. Angeblich wird es im Jahr 2030 dreimal soviele über 70-Jährige
geben wie jetzt, und dann sollen auf jeden Rentenbeitragszahler vier
Rentenempfänger kommen. So lange solche Zusammenhänge besonders in den Medien
nicht deutlich gemacht werden, wird auch kein Druck auf Politik und Gesellschaft
ausgeübt.
- Ich bin nicht so blauäugig, zu glauben, daß das direkt etwas ändert, aber ich
vermisse solche Aspekte in der momentanen Diskussion ein wenig. Ich will weg
davon, daß wir Ausländer uns dadurch für unser Hiersein rechtfertigen, daß wir
aufrechnen, was wir jetzt für Staat und Gesellschaft tun. Ich will hin zu einer
Anerkennung der Tatsache, daß Deutschland, wie wohl weite Teile Europas, keine
Zukunft ohne noch mehr Ausländer (und zwar nicht nur IT-Kanacken) hat.


In diesem Sinne

No Parmesan

Euer Franz



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Von: km21@c-base.org (08.08.2000)
An: AGORA
[km 21.0:] der einzig wahre trailer

Liebe Leute,

wer flashtauglich unterwegs ist, sollte sich dies wahre Schmankerl zum
definitiven Verstöndnis
…sterreichs nicht entgehen lassen...

http://www.dieklone.at/channels/feek/flash_patriot.html

Herzlichst, Jochen

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Von: Lars Godzik (04.08.2000)
An: KM 21.0
AW:_ratschläge_sind_auch_schläge

Vor drei Wochen aus D abgeduest und von der Welt abgeschnitten, staunte ich
nicht schlecht - bereits im Flieger zurueck konnte ich unmissverstaenlich
erkennen, dass FTD, FAZ und Welt sich der "braunen Scheisse" in aller
Ausfuehrlichkeit widmen. Und wenn ichs recht verstanden habe, kommt der
Anstoss aus der Wirtschaft? (Ist das fuer eine gesunde, aktive Gesellschaft
der normale Weg oder ist ein soziales Thema erst wichtig, wenn
wirtschaftliche Interessen gefaehrdet sind?)
Was soll die ploetzliche Aufregung? Das Problem brodelt doch schon seit
mindestens einem Jahrzehnt. Das klingt ja schon fast ein wenig verlogen oder
ist es nur die uebliche trägheit mit der soziale/gesellschaftliche
Thematiken die Medien und das kollektive Bewusstsein penetrieren?
Ich erinnere mich gut an die vielen Reportagen der letzten Jahre ueber
dahinsichende soziale Projekte zur Integration rechtsradikaler Jugendlicher
im Osten - die frustrierten Sozialarbeiter, deren Toeleranz fuer rechtes
Gedankengut taeglich aus reinem Pragmatismus erweitert wurde ... Und
Schlaege fuer Auslaender gabs zwischenzeitlich auch viele ... Irgendwie
wollten viele das wohl lieber doch alles verdraengen und jetzt quillst wohl
ueber - die braune Scheisse.

So und was machen wir jetzt? Emotional teile ich die Schwarzenegger
Vorschlaege (gib mir 'ne UZI und ich putz sie weg ...)- is aber auch ein
wenig kurzsichtig und sowieso - wo sind denn unsere hohen moralischen
Ansprueche - Humanismus gilt auch gegenueber den braunen Tieren. Und wer war
den gegen den Radikalenerlass in den 70ern?
Zero Toleranz - Gewalt knallhart bekaempfen. Soziale Ausgrenzung erfordert
Solidarisierung der Non-Nazis. Ausgrenzung ja - aber mit Weg zurueck zum
Rest der Gesellschaft. Nur isoliert sterben die Skins nicht einfach aus!
"Neonazi sein" muss nicht mehr cool und tough sein. Der Nachwuchs muss
gestoppt werdem (und daran mangelt es im Osten - ja im Osten - nun
ueberhaupt nicht). Das alte Thema - was sind Vorbilder? Was sind Werte und
Orientierungen? Gibt es aktuelle positive Beispiele - "role models?"
Spannende Frage: Warum ist es denn cool für die Kids und etwas aelteren
Kids, Neo-Nazi zu sein? Spannendes Feldstudienthema !!

Kurz aus dem unpolitischen Tiefschlaf erwacht
Lars

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Von: Joachim Langer (04.08.2000)
An: km21.0-liste
rad schlagen

niels schrieb:
>>>aus deinen worten unten entnehme ich eine sehr endgültige haltung. für
alle, die noch hier sind, nicht gerade ermutigend. sehr interessant finde
ich deine darstellung des ostdeutschen selbstverstöndnisses. das habe ich so
noch von niemandem gehört. sehen sich denn die rechten ostdeutschen in einer
tradition mit dem DDR-deutschen selbstverstöndnis?



heja niels,

hoch aus den bergen lässt sich ja so manches absondern ;-); anyway: wer sich
als "ossi", resp. "wessi" sieht, steht m.E. in der tradition des kalten
krieges. ost und west ist eine generationen-story, kein kulturelles
bekenntnis, sondern politischer rückzug. wir leben in europa; aber in d'land
wird halt deutsch gesprochen...
was die rechten unter den ostdeutschen betrifft, denke ich shon, dass die npd
die "ostalgischen" gelüste reprösentiert: sozial, trautes heim - aber bitte
nazional. pardon - die pds formuliert das wohl nur bunter, meint es
eventuell auch ernst, es ist jedoch ihre wehleidige wöhlerInnenklientel, die
in hoyerswerda und rostock brandschatzte. das sei ihnen unvergessen.

die ganze aktuelle debatte füllt das sommerloch nicht auf. thema ist auch
nicht der rechtsextremismus, sondern bauchnabel-mediation in reinkultur.
wann beginnt europa, wo der balkan?

jochen


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Joachim Langer (European Civic Forum)
Website FORTRESS EUROPE? - Circular Letter: www.fecl.org
email: joachim.langer@gmx.net
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Von: Joachim Langer (04.08.2000)
An: Niels Boeing
RE>ratschläge_sind_auch_schläge

hi niels,

ich habe mir erlaubt, "öffentlich" auf deine frage zu antworten, weil mir
scheint, dass wir mit dem deutschen pass doch sehr angeregt über dieses land
debattieren; dennoch wünsche ich, von der nazionalen ebene wegzukommen.

trixies email-adresse lautet trixiegraf@hotmail.com. der september-archipel
ist bereits fertig - du kannst dir denken, wir müssen halt die
Zweisprachigkeit auch erarbeiten, das frisst zeit. es gibt den archipel
aber - tesmössig - unter www.eurooop.ch, falls du interesse hast - im netz
sollte er in zukunft 2 wochen vor der printausgabe erscheinen...

ich bin sehr viel in budapest, wo cih mit serbischen deserteuren arbeite.
von einer geplanten reise nach serbien und montenegro sehe ich, nach einigen
verhaftungen, wohl ab. die endgültige entscheidung wird aber wohl nöchste
woche fallen. falls ich fahre, wöre ich froh einen - oder mehrere - orte zum
publizieren zu finden, you got it?

die forum-aktivitöten werden immer zentraler für mich, entwickle mich zu
einer art content-caster. derzeit denke ich jedoch auch ein bisschen darüber
nach, mich mal für einige zeit aus dem kollektiv-leben zurückzuziehen. wenn,
dann jedoch nur mit einem realisierbaren ansatz, diese arbeit für "europa
von unten" effektiv durchziehen zu können. mal sehen.

ich freu mich auf ein baldiges zeichen von dir - herzlichst,
jochen

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Joachim Langer (European Civic Forum)
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Von: km21@c-base.org (03.08.2000)
An: km21@c-base.org
RE>[km 21.0:] Re: die ratlose republik

zu: den osten zurückerobern:

Wir warten schon auf die neuesten Befreier.
Nachdem uns die braunen von dem jüdischem Sumpf befreit haben, die roten
von den braunen und anschliessend die schwarzen von den roten, lässt uns
rot-grün im Regen sitzen.
Die gelben brauchen wir nicht, die wollen uns auch nicht, uns fehlt der
Zaster. Deren hohe Ideale orientieren sich am Euro, nicht an heidnischen
Kirchenmäusen ohne Portfolio.

Die Hoffnung auf die Endlösung der Ossifrage geben wir nicht auf, es gibt ja
noch lila, tschitscheringrün und mom (siehe Loriot). Preussisch blau wöre
auch mal was, gab es lange nicht.

Aber wer denkt, dass die Springstiefel mit schwarzroten Fahnen und dumpfem
Heilrufen eine Massenbewegung der Beutelgermanen wören, lässt sich vom
Geschrei der Medien täuschen. Die schweigende Mehrheit tut eben das, was
sie immer tut, sie schweigt. Bis zum bitteren Ende. Aber mit Wessis streiten
ist ebenso sinnlos wie ein Disput mit dem allwissendem Parteisekretör oder
einem nach oben schielenden Pfaffen.

Ich denke, dass die schöne neue Welt der Globalplayer mal ebenso schnell
verschwindet wie die der Sieger der Geschichte und Erbauer der Grossbauten
des Kommunismus. Und wieder wird es dann keiner gewesen sein wollen und alle
CDU,CSU,FDP -Mitläufer waren ja schon immer gegen den Turbokapitalismus,
nur sie durften es nicht sagen. Und ein neues Deutschland steigt aus den
Ruinen, wie 1918,1933,1945,1989,....

frei nach Adenauer: was schert mich mein Geschwötz von gestern

Eberhard Hrsch

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Von: km21@c-base.org (03.08.2000)
An: km21@c-base.org,
[km 21.0:] Re: die ratlose republik

Bin ja immer gerne für die heroische Pionierarbeit (last-frontier-policy,
der braune Osten als Herausforderung für das eigene Zivilisationsbewusstsein
direkt vor der Haustür). Also ran gehen vor Ort und Stück für Stück eine
gegenkultur etablieren (Motto: Braune Sümpfe trockenlegen), natürlich mit Hilfe
ausgefeilter Einsatzplöne, riesiger Logitik im Hintergrund, breitester
Unterstützung aller gesellschaftlichen Gruppen und der richtigen
Langfriststrategie. Die da wöre, warum den braunen den osten überlassen und ihrem
gelabber
von den national befreiten Zonen. Warum nicht den Osten zurückerobern und die
freie Republik km21.0 dort etablieren? Was die können, schaffen wir auch -
0der?

GrussMoritz


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Von: Joachim Langer (03.08.2000)
An: KM 21.0,
ratschläge_sind_auch_schläge

Olala - hat jemand gestern den obersten Bayern-Kommentar in den Tagesthemen
gesehen? 20', sprich: 2/3, der Sendezeit wieder mal dem braunen Mob
gewidmet. Danke, Deutschland - auch ich empfehle, den Herren und Damen ihre
Suppe zu überlassen.

Mein Entschluss, D'land vor knapp 4 Jahren zu verlassen, hat - auch - mit dem
nicht-erklörten mentalen Bürgerkrieg in Deutschland zu tun. Mein Glückpech
war's, im Osten mit dem sog. "westlichen Werten" gross zu werden, wenn auch
in kritischer Form.
Das der Osten offener rechtsextrem ist (und das ist ja der einzige
Unterschied: im Westen schwimmt der Schleim unter den versiegelten Böden),
liegt in dem Allgemeingefühl der Ostdeutschen, immerdar die besseren
Deutschen zu sein, ausgehend von der Gründung der DDR als Deutschland des
Antifaschismus', des Widerstands gegen die Diktatur. Im Westteil mag dieses
Gefühl wohl derart sein, sich eben als "Deutsche" schlechthin zu verstehen -
ich vermute es bloss -, das ist ja auch herrlich.

Deutschland ist die gelungene Darstellung der Nation, der Schönschreibung
für katastrophale Borniertheit. Und? Sei's drum. Es gibt ja auch Enklaven
der Sympathie.

Jochen

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Joachim Langer (European Civic Forum)
Website FORTRESS EUROPE? - Circular Letter: www.fecl.org
email: joachim.langer@gmx.net
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Von: Moritz Avenarius (03.08.2000)
An:
Was tun gegen rechten Terror und rechtslastiges Denken

Lieber Franz,

meien erste Reaktion auf Niels Text war sicher sehr zugespitzt. Wichtig
sind mir zwei Dinge:
1. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, dass drastischer und auch
kreativer ist als die bisherigen Betrofenheitsreden ist, dann gute Nacht in diesem
Land.
2. Ich bin selbst sehr pessimistisch, dass sich irgendwie eine breite
Solidaritötsbewegung in D-land ausbildet, die wirklich eine langfristige
Verönderung in der Sache bringt. Anfang der 90ziger gab es die Lichterketten,
worauf
alle das Gefühl hatten, was zu tun, aber wie wir heuer sehen, war das nich
sehr effektiv. Denke wenn überhaupt wird da nur Stückwerk einzelner
entstehen.

Also bleibt die Frage, was kann ich als einzelner tun? Gebe offen zu, ich
würde mich auch nicht trauen einfachen nach Brandenburg zu gehen, mich mit
den Skins dort zu konfrontieren und sehr wahrscheinlich verprügelt zu werden.
Physisch habe ich denen nix entgegen zu halten. Aber das wöre auch keine
sehr intelligente Srategie.

Also suchen nach schlaueren Wegen, dem entgegen zu treten. Schauen, wie
wir den rechten terror und rechtslastiges denken langfristig auf intelligente
Weise bekömpfen können. Und ich würde mal vermuten, dass sich da auch schon
diverse Leute schlaue Gedanken gemacht haben.

Und im unmittelbaren Umfeld gibt es fast jeden Tag Gelegenheit gegen
Auslönderfeindlichkeit, Intoleranz und Dummheit einzuschreiten, ob est oder OSt,
da hast Du meine ungeteilte Unterstützung Franz.

Gruss Moritz

--
Moritz Avenarius

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Von: fcbui@snafu.de (03.08.2000)
An
RE>die ratlose republik

Lieber Moritz,

ich weiß nicht, wie ernst ich Deinen Beitrag nehmen soll. Wenn ich meinen Sinn
für Ironie und Sarkasmus mal ausschalte, kann ich Dir nur sagen: dann mach' das
mal alleine. Ich bin froh aus dem Osten raus zu sein und nicht mehr durch
feindliche Dörfer muß, bevor ich halbwegs befreit aufatmen kann.
Natürlich ist es richtig, daß der Osten nicht den Rechten überlassen werden
sollte. Aber wie verhindert man das? Oder wie macht man das rückgängig?
Vor Jahren gab es bereits eine lange Diskussion, daß man dort, wo der
Ausländeranteil unter 3% liegt (und das gilt fast für den gesamten Osten),
ausländische Mitbürger zwangsansiedelt, damit ein höherer Gewöhnungseffekt
eintritt. Aber wenn jemals eine staatliche Stelle auf mich zu tritt und sagt:
"Herr Bui, wir brauchen Ihre Mithilfe zum Wohle unserer Republik." dann antworte
ich: "Ohne mich meine Herren, löffelt Eure Suppe alleine aus".

Feigheit vor dem Feind?

Ja, ich glaube kaum einer von Euch kann nachvollziehen, wie schlimm das alles
auf der unmittelbaren, persönlichen Ebene ist. Ich bin hier geboren und
aufgewachsen, ich spreche die Sprache meiner Eltern nicht, das hier ist meine
Heimat. Und dennoch bin ich konfrontiert damit, daß die Zahl derer wächst, die
mir meine Existenzberechtigung hier verweigen, nur weil ich nicht so aussehe wie
ein "Deutscher". Das äußert sich auf vielen Ebenen. Ich habe immer vermieden, zu
tief in den Osten Berlins zu gehen, aber jedes mal wenn ich aus Berlin
herausgefahren bin, habe ich darauf geachtet, nicht im Osten zu tanken (auch
wenn es billiger gewsen wäre). Die Interregio fahrt von Berlin nach FFM war
immer wieder ein Spießrutenlauf, auch im ICE war es nicht immer sicher. Wenn
man Sonntag nachmittags am Bahnhof Zoo steht, kann man die Rechten von den
Bundis und anderen kaum noch unterscheiden. Und sieht sich dann mit den eigenen
Vorurteilen gegenüber seinen Mitbürgern konfrontiert.
Aber es ist ja nicht nur die direkte Bedrohung durch rechte Schläger, die einem
das Leben hier verleidet. Es sind die vielen kleinen verdeckten, zum Teil
wohlgemeinten Attacken, wie die Frage, ob ich zum Urlaub in "meine Heimat"
fahre. Oder wenn mir jemand erklart, daß ich ja ein echt anständiger Ausländer
bin.

Was ich mit all dem sagen will, ist, daß es schön und gut ist, sich zu
entscheiden, daß man eingreifen will, gegenhalten will. Dumm ist nur wenn man
nicht dabei ist, wenn Fremdenhaß und -feindlichkeit stattfindet. Kaum jemand in
Eurem direkten Umfeld wird so blöde sein, Euch gegenüber rassistische Äußerungen
von sich zu geben. Oder einen Ausländer direkt anzugreifen.

Die Gefahr geht jedoch nicht nur von Schlägertrupps und Parteiwählern aus. Die
Gefahr manifestiert sich viel mehr und dennoch subtiler in der schleichenden
Xenophobie, die sich verdeckt gegen alles richtet, das neu oder fremd ist, und
das wiederum findet täglich auch in unserem Umfeld statt, unterstützt von
Phlegma und der Angst, das Wenige, daß man bisher geschafft hat, sich
aufzubauen, wieder zu verlieren. Hört auf die Zwischentöne um Euch herum!

Und, ich muß es Euch wahrscheinlich nicht sagen, aber am gefährlichsten sind die
Parteigänger, die in aller Öffentlichkeit im demokratischen Gewand von
Überfremdung und anderem reden. Die sitzen auch in jeder Partei und werden
nicht mehr so an die Wand gestellt wie einst Steffen Heitmann.
Erinnert sich noch irgendjemand daran, daß Frankfurts OB Petra Roth, derzeit
auch Vorsitzende des Städtetages und Vertreterin des Wirtschaftsinteressen
Deutschlands, vor 8 Jahren gegenüber der FR äußerte, daß eine Zusammenarbeit mit
den Republikanern durchaus denkbar und wenn es die Machtverhältnisse
erforderten, zweckmäßig sei?

So, jetzt habe ich das mal unreflektiert von mir gegeben. Um das Ganze noch abzu
runden, noch ein kleiner Witz am Rande:

F: "Was ist der Unterschied zwischen einem Türken und einem Sachsen?"

A: "Der Türke kann deutsch und hat Arbeit!"

Dieser Witz wirkt wahre Wunder, wenn jemand gerade dabei ist,
ausländerfeindliche Witze zu erzählen.

Liebe Grüße

Franz


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Von: Achim Bartscht (03.08.2000)
An: km21.0-liste
Antwort auf: die ratlose republik

Meine persönliche Antwort auf den rechten Terror ist ein klares Feindbild: Der
Nazi, ganz besonders in seiner Erscheinungsform als bösartiges, Menschen
hetzendes und totschlagendes Gruppenwesen, ist der Feind. Das bedeutet, dass es
keinerlei Bemühungen um eine Art des Verstöndnisses gibt. Wendestress,
Orientierungslosigkeit, fehlende Jugendclubs, repressive Ostzonenkultur, die ach
so böse Marktwirtschaft oder anderes werde ich als "Erklörungsansötze" nicht
akzeptieren.
Ich glaube, dass Eindeutigkeit in dieser Sache schon ein grosser Schritt nach
vorne ist und die üblichen zivilen Reflexe (s.o.) der westdeutschen
…ffentlichkeit ein Fehler. Darum halte ich auch eine sogenannte
"Doppelstrategie" oder "Rückeroberung" für falsch. Es soll keine Anbiederung an,
oder Belohnung für diese Schweinebande geben. So viele sind es nicht, als dass
man nicht auf Dauer auf diese Leute verzichten kann!

Achim Bartscht



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Von: Joachim Wehnelt (03.08.2000)
An: km21.0-liste
Antwort auf: Die ratlose republik


Ich glaube, es gibt nur die Möglichkeit, mit einer Doppel-Front gegen die Rechten
anzugehen.
Front 1: Keine Toleranz. Klare Grenzen setzen. Wer Auslönder angreift, wird
sofort und wirksam bestraft. Nicht auf Psycho-Debatten reinfallen. Wer eine
schlechte Mutterbindung hatte, soll sich einen Schnuller kaufen. Oder eine
Therapie machen. Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt.
Front 2: Positive Alternativen zeigen. Rechts ist hip? Wir müssen zeigen, wie
uncool es ist. Jugendliche suchen eine Herausforderung. Ihr wollt Euch schlagen?
Okay. Dann braucht man nicht mit einem Strickkursus zu kommen. Dann ist ein
Trainingscamp zum Boxen (wie es Henry Maske unterstützt) oder Kung Fu-Zentrum
besser. Am Sandsack darf man Dampf ablassen, nicht an Menschen. Zweitens muss
man die Sehnsucht nach Identitöt befriedigen. Rechte bieten Heimat. Was bieten
wir? Die Antwort darauf ist weit schwieriger. Denn diese Suche ist momentan in
der ganzen Gesellschaft erfolglos und wirr. Wo sind die Helden? In den USA gehen
ehemalige Kriminelle und heutige erfolgreiche Rapper in die Schulen und erzöhlen
ihren Weg aus dem Dilemma. Anfeindungen und Vorurteile können diese Vorbilder am
besten parieren. Wöre das auch mit ehemaligen Rechten möglich?
Nein sagen ist jedenfalls der erste und wichtigste Schritt. Stoppschild setzen -
keine Toleranz gegen Gewalt. Neue Wege müssen wir aber auch weisen. Das ist viel
schwieriger. Weil wir dann erstmal wissen müssen, wie die aussehen.

Joachim

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Von: Moritz Avenarius (03.08.2000)
An:
RE>die ratlose republik

Bin ja immer gerne für die heroische Pionierarbeit (last-frontier-policy,
der braune Osten als Herausforderung für das eigene Zivilisationsbewusstsein
direkt vor der Haustür). Also ran gehen vor Ort und Stück für Stück eine
gegenkultur etablieren (Motto: Braune Sümpfe trockenlegen), natürlich mit Hilfe
ausgefeilter Einsatzplöne, riesiger Logitik im Hintergrund, breitester
Unterstützung aller gesellschaftlichen Gruppen und der richtigen
Langfriststrategie. Die da wöre, warum den braunen den osten überlassen und ihrem
gelabber
von den national befreiten Zonen. Warum nicht den Osten zurückerobern und die
freie Republik km21.0 dort etablieren? Was die können, schaffen wir auch -
0der?

GrussMoritz

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Von: km21@c-base.org (24.07.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] neue web-adresse für km 21.0

hey, liebe km21er,

km 21.0 ist ab sofort unter der web-adresse

hhtp://www.km21.org oder

http://www.km21.de

zu erreichen. das layout auf der startseite hat sich ein wenig geöndert.

leider kann ich nicht alle neuen texte auf einmal reinpacken. auf jeden fall ist
jetzt das
ARCHIV DER MAILINGLISTE online, von dez. 98 bis mörz 2000.

franz hat angefangen, seine kolumne reality check/neues aus der realitötsforschung
zu schreiben.

auf der linkseite möchte ich gerne buchtips sammeln, wer etwas erhellendes gelesen
hat, kann es so den anderen weiter empfehlen. wissen und information teilen ist
eines der gebote der stunde.

die linkseite wird demnöchst ebenfalls erweitert um all die tips, die über die liste
gegangen sind. wem sonst noch linkenswerte sites in den sinn kommen, immer her
damit.

noch ein paar worte zum aufbau der site:

- archiv:
es listet die mailinglisten-inhalte, die pamphlete, die alten
creative-gruppe-dokumentationen und ein gesamtverzeichnis (noch nicht fertig) auf

- labyrinth:
ist für kommentare aller art zu den abgründen und höhen des daseins offen. auch
literaturversuche genannt.

- reality check:
spitze anmerkungen zum zeitgeschehen

- überlegungen zur gegenwart:
hier können sich theoretiker und essayisten austoben


in kürze folgt mehr.

schaut mal rein, euer niels

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Von: km21@c-base.org (04.07.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] netz-beobachter

liebe km21er,

ich würde gern zwei "ausschüsse" bilden. ganz im ernst: ich schlage vor, mit allen
dieser liste, die lust dazu haben, zwei themen intensiver zu debattieren und auf
der website auszubauen:

1. aus "bitland" eine plattform kritischer netzbeobachter machen. es gibt derzeit
noch immer keine lobby der internet-skeptiker. wenn neben den gründern des
startup-hypes überhaupt leute zu wort kommen, dann ist es der chaos computer club
oder es sind aktivisten aus den USA. es wird aber zeit, sich der kommerzialisierung
des internets und der folgen davon zu stellen. schaut euch microsofts plöne eines
microsoft.NET an (vor 10 tagen von gates & co vorgestellt, AOL/TimeWarner will
letztlich auch nichts anderes): das läuft auf die besetzung des internets durch
eine handvoll konzerne hinaus. eine wirklich inspirierende lektüre, worum es hier
gehen soll, bietet das cluetrain-manifest (www.cluetrain.org). es geht um menschen
und kommunikation, nicht um hardware oder software!

2. "understanding capitalism" vertiefen. auch wenn der kapitalismus/die
marktwirtschaft gerade in voller blüte steht, die schlacht von seattle beim
WTO-treffen im november 99 hat gezeigt, dass sich wieder eine opposition zu regen
beginnt. doch worauf baut sie auf? wir auf unserer liste kamen über ein paar
allgemeinplötze auch nicht hinaus. deshalb würde ich gerne da weitermachen, wo wir
auf den creative-gruppe-treffen zu Mensch und Arbeit (94) und zum Kapitalismus (95)
begonnen haben.

die idee hierbei ist, mit km 21.0 konkrete projekte in angriff zu nehmen, die über
das ziellose sich-austauschen hinausgehen. vielleicht hat der eine oder die andere
von euch auch eine bessere projektidee als die beiden genannten, die sicherlich
meiner vorliebe fürs theoretisieren entspringen. das können wir alles machen.

für den anfang lade ich euch im september zu mir nach hamburg ein, um das
bitland-projekt zu starten.
wie sieht's aus?

ciao, niels

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Von: km21@c-base.org (04.07.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] napster = digitaler sozialismus

hey meine lieben,

ich brüte gerade über den aussichten für die musikindustrie angesichts napster
(jener software zum problemlosen tauschen von mp3-files im netz, die natürlich
allesamt illegal kopiert sind Ð sagt die musikindustrie). nutzt von euch - ausser
frank (rübennase!) - jemand das programm?

könnte es sein, dass es bei dem erfolg von napster (zur zeit 13 millionen nutzer)
gar nicht um cd-preise geht, die zu teuer sind und die leute zum download treiben,
sondern um eine nicht-kapitalistische tauschkultur, die geld einfach ausblendet,
weil es löstig, ungerecht verteilt (für die jeweiligen bedürfnisse) und aufwendig
zu beschaffen ist?

zwei verrückte möglichkeiten, welche folge napster haben könnte:

1. kapitalismus mit digitalen produkten funktioniert nicht, weil geld in dieses
system nicht reinpasst. stattdessen gilt die theorie der kochtopfökonomie von
rishab aiyer gosh (www.firstmonday.dk): alle tun ein paar erbsen, möhren etc. in
den pott, können sich aber von der gesamten suppe bedienen. und weil digitale
erbsen und möhren beliebig oft kopierbar sind, geht die suppe nicht aus. gosh hat
das zuerst zur erklörung der open-source-software formuliert, aber ich finde, auf
das phönomen napster passt es viel besser.

2. die musik als industriezweig mit millionengewinnen für künstler (und für labels
sowieso) stirbt, und der von einem mözen unterstützte künstler des 19. jahrhunderts
kommt wieder. es ist jedenfalls interessant, dass in den USA einige musiker schon
anfangen zu jammern, wenn das so weiter gehe mit napster, müssten sie ja glatt auf
tournee gehen, um geld zu verdienen. das hötte vermutlich noch vor 50 jahren jeder
musiker bizarr gefunden, dass man musiker sein will, ohne je sein zeug aufführen zu
wollen.

ciao, niels

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Von: km21@c-base.org (22.06.2000)
An: km21@c-base.org
[km 21.0:] Hirn

Dachte, dass die Global Brain Mailing List, den einen oder die andere
von Euch vielleicht interessiert:

http://www.cpm.mmu.ac.uk/~majordom/gbrain/

Beste Grüsse,
Silvia

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Von: Moritz Avenarius (10.06.2000)
An: Niels Boeing
Traum der Woche

Hallo Niels,

ich würde gerne die Idee mit der neuen Rubrik "Traum der Woche" nun
umsetzten. Brauche aber noch Deine technische Hilfe. Ich schicke Dir ergo
hier mein Material und hoffe, Du baust das dann demnöchst auf der Homepage
ein (siehe Attachment).

Diesmal bezieht sich mein Traum auf ein aktuelles Thema, worüber ich auch
gerne eine Diskussion bei km21 lostreten würde (falls sich wer dafür
interessiert). Ob das jedesmal so sein wird, weiss ich natürlich nicht,
höngt von meinen Träumen ab (lasse mich da selbst überraschen ...).

Gruss Moritz

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Von: km21@c-base.org (02.06.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] come.to/debate


come.to/discuss?

Patrick Goltzsch in telepolis am 26.05.2000
(http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/8194/1.html)


Über das Scheitern von inszenierten politischen Dikussionen im Internet


Im Februar hatte die europöische Kommission ein durchaus ambitioniertes
Projekt aus der Taufe gehoben: Europöische Bürger sind aufgerufen, sich an
einer Diskussion über ihre Rechte in der Informationsgesellschaft zu
beteiligen. Hundert Tage nach dem Start steckt das Projekt immer noch in den
Startlöchern. Auch die Verantwortlichen rötseln an den Gründen, warum
[External Link] <http://www.heise.de/tp/deutsch/icons/extlink.gif>
eurVoice <http://www.eurvoice.org/> bislang stimmlos bleibt.


Im Vordergrund steht bei eurVoice die Rolle der Bürger als Konsumenten. Dazu
gesellen sich Fragen zum Datenschutz und den Voraussetzungen elektronischer
Demokratie. Stoff zur Diskussion dürfte damit genügend vorhanden sein.
Trotzdem verlieren sich seit der Eröffnung Mitte Februar gerade einmal 40
Mitteilungen in den thematischen Ströngen von eurVoice.


Bei der EU-Kommission verfolgt man das Geschehen mit Interesse. Allerdings,
so heisst es, konnte man dem Pilotprojekt aus verschiedenen Gründen nicht
genügend Aufmerksamkeit widmen. Das soll sich öndern. Der EU-Kommissar für
Gesundheit und Verbraucherschutz, David Byrne, soll bewegt werden, zu den
Diskussionspunkten Stellung zu nehmen. †ber das Medienecho auf den Auftritt
des Schirmherrn erhofft man sich eine breitere Beteiligung.


Als Projektleiter für eurVoice fungiert Stephen Coleman, Professor im
Bereich Medien und Kommunikation an der London School of Economics. Seine
Schwerpunkte setzt er auch im Bereich neuer Kommunikationstechnologien,
Erfahrungen hat er aber vor allem mit traditionellen Medien. Coleman ist
sich durchaus bewusst, dass eurVoice die Erwartungen bislang nicht erfüllt.
†ber die Gründe hötte er jedoch keine Kontrolle.


Wirklich nicht? Wer sich anfangs an den Diskussionen zu eurVoice beteiligen
wollte, musste sich auf der Web-Site registrieren. Diese Hürde wurde
beseitigt. Andere sind geblieben: Einige Verweise zeigen ins Nirwana und wer
die Diskussionsbeiträge lesen möchte, sollte besser Cookies einschalten. Mit
der Technik allein lässt sich die allgemeine Zurückhaltung jedoch nicht
begründen.


In einem verwandten

[External Link]
<http://www.heise.de/tp/deutsch/icons/extlink.gif> Versuch
<http://www.zeit.de/e-demokratie/>

übertrug im April die ZEIT das Modell
von Podiumsdiskussionen auf die Web-Seiten der Zeitung. Zur Debatte standen
Fragen nach den Möglichkeiten elektronischer Demokratie. Eine Reihe von
Experten sollte - begleitet von Moderatoren - erst untereinander Argumente
austauschen, um sich im Anschluss einer öffentlichen Diskussion zu stellen.
Parallel dazu bot die Web-Site den Lesern Gelegenheit, die laufende Debatte
in frei zugönglichen Foren weiter zu spinnen.


Lorenz Lorenz-Meyer, verantwortlich für die ÈZEIT im InternetÇ hölt das
Experiment für einen Erfolg. Die Beiträge der Experten seien mitunter etwas
lang ausgefallen, ansonsten sei er jedoch zufrieden, so Lorenz-Meyer.
Verglichen mit eurVoice mag die Zufriedenheit begründet sein. Das Problem,
eine Debatte aus dem Nichts hervorzuzaubern, konnte durch das Vorbild der
Podiumsdiskussion gelöst werden. Trotzdem föllt die zurückhaltende
Beteiligung Aussenstehender auf.


Sowohl bei eurVoice als auch bei der ZEIT liegt das Ziel eines lebhaften
Web-Forums noch in der Ferne. Die Wahl des Mittels lässt die traditionellen
Diskussionswege des Internet, und damit die Mechanismen von Mailing-Listen
oder Usenet-Nachrichtengruppen ausser acht. Einen passiven Empfang neuer
Nachrichten, die ohne stehende Netzverbindung bearbeitet werden können,
bieten die Web-Foren nur in eingeschrönkter Weise. Bei der ZEIT fiel die
Wahl trotzdem bewusst auf dieses Medium: "Wir sind ein Medienanbieter und
haben das Interesse, dass die Leute zu uns kommen", so Lorenz-Meyer. Aber
kann eurVoice sich diese Einschrönkung erlauben? Die Zielsetzung der
Initiative dürfte kaum darin bestehen, möglichst viele Besucher auf die
Web-Site zu ziehen, wenn die Debatte das eigentliche Anliegen ist.


Herkömmliche Medien sind es gewohnt, Diskussionen loszutreten oder sich in
dem Eindruck zu wiegen, sie initiiert zu haben. Ihr Einfluss erstreckt sich
dabei auf die Rahmensetzung des Themas und kann bis zur Bestimmung einzelner
Argumente reichen. Mit der bislang gewachsenen Diskussionskultur im Netz hat
das wenig gemein. †ber Mailing-Listen und Usenet existieren dagegen Kanöle,
die ganze Themengebiete bezeichnen: Bücher, Kryptographie oder Politik.
Welche konkreten Themen zur Sprache kommen und welcher Ton angeschlagen
wird, bleibt dabei den Nutzern überlassen.


So gesehen, rackern sich eurVoice und ZEIT gleich an zwei Fronten ab. Sie
grenzen das Thema ein und stehen dann vor dem Problem speziell Interessierte
auf ihre Seiten holen zu müssen. Das Prinzip der Netzmedien liesse sich
analog zur Design-Maxime Èform follows functionÇ als Èdiscussion follows
interestÇ formulieren. Das gegenteilige Verhalten, ein vermutetes
Interessengebiet abzustecken, um dann auf die Debatte zu warten, produziert
Leerlauf.


Damit bilden eurVoice und ZEIT einen starken Gegensatz zu Usenet-Foren. Wie
bei Hase und Igel ist im Usenet die Diskussion immer schon da, wenn der
Kommunikationskanal eingerichtet wird. Anknüpfungspunkte für weitere
Gespröche bieten sich dann automatisch. Die ZEIT entging dem Dilemma einer
Debatte ohne Teilnehmer durch das Modell der Podiumsdiskussion. Einige
ausgewöhlte Autoren wurden exponiert, um für Diskussionsstoff zu sorgen. Bei
eurVoice hingegen bleibt Coleman als Moderator auf sich allein gestellt;
Unterstützung aus der Kommission erhielt er bislang nicht, und so fehlen die
Reibungspunkte.


Hinzu gesellt sich ein Zeitproblem. Redaktionen können sich bislang den
Luxus leisten, sich auf ein Thema zu konzentrieren und es zu einem ihnen
genehmen Zeitpunkt ihren Empföngern an den Kopf zu werfen. Solange nicht
allzu viele Sender miteinander konkurrieren, kann das funktionieren - schon
weil es zur Unterhaltung beiträgt. Unter den Bedingungen des Netzes, mit
stöndig geöffneten Themen-Kanälen rückt der Unterhaltungsaspekt in den
Hintergrund, und Diskussionen ohne unmittelbaren Anlass wirken erzwungen.


Im Fall von eurVoice offenbaren sich möglicherweise einmal mehr die
Schwierigkeiten von Behörden im Umgang mit den Möglichkeiten des Netzes. Die
zeigten sich bereits im

[Local Link]
<http://www.heise.de/tp/deutsch/icons/tplink.gif> GovNews-Projekt
<http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/1470/1.html> ( [External Link]
<http://www.heise.de/tp/deutsch/icons/extlink.gif> www.govnews.org/
<http://www.govnews.org/> ).

Dort stehen über den Verteilungsmechanismus des
Usenet mehr als 200 Foren zur Verfügung. GovNews war von der Hoffnung
getragen, über einen Teil der Nachrichtengruppen Bürger in die politische
Entscheidungsfindung einzubinden. Doch auch nach drei Jahren tut sich dort
nichts. Die Diagnose zu GovNews, dass Mitarbeiter der Behörden lieber keine
Antwort geben, als eine, die nicht vollstöndig autorisiert ist, könnte auch
für eurVoice zutreffen: Die Beamten üben Zurückhaltung. An ihrer Stelle soll
der Kommissar das Wort ergreifen. Wann das sein wird, ist unklar.


Eventuell, so heisst es aus der Kommission, liegen die Gründe für die
Zurückhaltung auch ganz woanders: Vielleicht interessiert das Thema die
Leute einfach nicht. Die wahrscheinlichere Antwort dürfte sein: Zu diesen
Bedingungen interessiert es nicht.


© 2000 km 21.0