
der dritte hauptsatz der
erkenntnistheorie Niels
Boeing, Berlin, 1997
Am Anfang ist ein
Wort, ein Gedanke, nicht nichts. Ein weiteres kommt hinzu, und
noch eins, sie verdichten sich und bilden ein Dreieck. Wie ich es
drehe und wende, hat es keinen Anfang mehr, ist selbst ein Anfang
geworden. Ich finde nicht zurück zu einem Punkt Null, der
vor allem Anfang war und mir gegenüberstand, vollkommen
getrennt von mir, so daß ich darauf bauen kann. Das ist der
"dritte Hauptsatz" der Erkenntnistheorie. Immer ist
das, was ich erkenne, schon in mir. Wir kennen den
hermeneutischen Zirkel - wie kann ich etwas verstehen ohne
Vorverständnis? Wie kann ich neue Daten erheben, ohne eine
Theorie bereits zu haben, die sie mir im Meer der Erscheinungen
als Daten aufweist? Was war vor dem Urknall? Was denkt der Embryo
vor dem ersten Gedanken? Was ist überhaupt der erste
Gedanke, unterschieden vom letzten Nichtgedanken? Immer ist alles
schon da, weil es in mir schlummert, in mir, wo ich es finde und
entdecke.
[zurück
zum Anfang] |