schwarzenegger ist kunst ist politik
Justin Stauber, Los Angeles, Juli 1998

Die Öffentlichkeit ist nicht mehr ‘die Öffentlichkeit’. Sie ist nicht mehr die Öffentlichkeit des einen umgebenden Raumes mit gelegentlichen Gerüchten aus dem Rest der Welt. Die Instanz der Medien hat sich bis in die Gemeindepolitik dazwischengeschoben. Das direkte Kommunizieren für Künstler hat sich in seiner politischen Wirkung gegen Null angenähert.

Öffentlichkeit geht heute über Medien. Das Resolut der Unterhaltung verdrängt die demokratische und politische Auseinandersetzung, verdrängt Information, damit die Einflussmöglichkeit der Bevölkerung und damit die Macht des Volkes.

Keine politische Diskussion mehr? - Vielleicht. -wie man am Beispiel Amerikas hautnah erleben kann, hat sie sich auf demagogische Phrasen und Skandale reduziert.

Keine politischen Aussage mehr? - Falsch. In jeder Unterhaltung, jeder Kunst, in jedem öffentlichen Auftreten steckt eine politische Aussage! Natürlich geht es den Medienmogulen ums Geld verdienen und auch hierfür politischen Einfluss zu gewinnen. Es geht natürlich darum, möglichst perfekt den Kunden zu unterhalten, aber in allem steckt eine politische Aussage.

Wenn Arnold Schwarzenegger einen neuen Actionfilm macht, der hunderte an Millionen in die Kasse spielen soll, so hat der Film trotz Unterhaltungsmaxime eine politische Aussage. Er vermittelt eine ganz bestimmte Welt, verherrlicht ganz bestimmte Handlungsweisen, eine ganz präzise Art von Gut und Böse. Er steckt voller politischer Aussagen, wie z.B. Mörder müssen sofort umgebracht werden. Es macht nichts, Leute mit der bloßen Hand totzuschlagen. Frauen muß man auf eine ganz bestimmte Art und Weise behandeln. Z.B. alle um mich herum sind korrupt, nur als aufrechtes Einzelgänger weiß ich was Gut und Böse ist, ich kann nur auf mich selbst zählen. - hoppla sind wir ganz schnell in der simplen Version amerikanischer Ideologie, des amerikanischen law and orders, der amerikanischen Maxime des Individualismus auf Kosten der Gemeinschaft. - politischer geht es nicht mehr.

Jede unserer künstlerischen Ausdrucksformen hat genauso eine politische Aussage. D.h. - wir müssen sie nur machen. Wir müssen künstlerisch arbeiten, um überhaupt unserer Vision und unterbewußt oder bewußt unserer politischen Vision Ausdruck zu verschaffen. Die Öffentlichkeit, die wir dann unserer Kunst verschaffen, ist der Grad des politischen Einflusses unserer Arbeit.

Die folgende Reihenfolge sagt nichts über die Qualität des künstlerisch politischen Einflusses. Es ist ein wertvolleres Gut mit einer künstlerischen Ausdrucksform 10 Menschen in Herz, Seele und Geist erreicht zu haben, anstatt für 1 Millionen Menschen Ablenkung zwischen Cola, Chips und Fernsehsessel zu sein.

Natürlich kann man Happenings, Strassenkunst, Installationen, Events, Performances usw. zu einem bestimmten politischen Thema machen. Das wäre eher so eine Art Basisarbeit, bei dem man seine politische Reflektion künstlerisch einem kleinen Kreis sehr nahe bringen kann.

Betreibt man darüberhinaus noch Medienarbeit, wird diese politische ‘Direktkunst’ noch populärer (siehe z.B. zur Zeit den Versuch von Schlingensief in Berlin, bei der künstlerischen Gründung einer Partei).

Die dritte Stufe ist die künstlerische Ausdrucksform gleich auf der Ebene der Medien anzusiedeln. Dies ermöglicht die größte Öffentlichkeit, aber man muß sich den Gegebenheiten der Medien aussetzen, die unter Umständen extrem beschneidend sein können.

Macht Kunst und bringt sie an die Öffentlichkeit. Dann kann es auch politische Kunst werden. Dann greift ihr in die politische Diskussion ein.

 

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